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Problemzone Kopf

Passend zum letzten Post zum Thema "Plussize - das böse Wort?" möchte ich heute ein wenig meine persönliche Meinung verdeutlichen.

 

Natürlich hat schon jeder über das Thema geschrieben, es wurden Mindestmaße für Models festgelegt und es wurde auf Plussize-Models und dicken Menschen herumgehackt.

Das zu-dünn-sein wurde verteufelt, das zu-dick-sein erst Recht.

Und überhaupt muss man sich quasi schämen, wenn man nicht der Norm entspricht.

 

Aber mal ehrlich:

wir wissen doch, wie unendlich langweilig es auf der Welt wäre, wenn alle gleich wären.

Alle gleich schön und gleich jung und gleich perfekt.

 

Außerdem hätten wir dann ja gar nichts mehr zum diskutieren.

Zumindest was die Äußerlichkeiten angeht.

Und das wäre vermutlich noch viel schlimmer, als die Tatsache; dass es sehr dünne und sehr dicke, sehr große und kleine, sehr bunthaarige, gepiercte, tätowierte oder sich vegan ernährende Menschen gibt.

Foto: Jens Henkenius
Foto: Jens Henkenius

 

Stellt euch vor, jemand wäre ein dicker, tätowierter, blauhaariger Veganer!
Die halbe Menschheit würde mit Mistgabeln und Fackeln vor seiner Tür stehen.

Zumindest imaginär.

Weil im echten Leben sich dann doch keiner traut.

Macht man ja auch nicht.

Anonym in der großen Masse mal mitpöbeln, das macht den Facebook-Kommentator froh.

 

Überhaupt erlaubt sich heutzutage ja jeder, seinen Senf zu allem dazuzugeben.

Ob man Ahnung hat oder nicht, zählt nicht. Hauptsache man hat eine Meinung.

 

(Übrigens grinse ich an dieser Stelle, weil ich mich wie ein kleines Kind freue, endlich mal das auszusprechen, was mich schon so lange stört :D Ich hasse diese sinnfreien Diskussionen in den sozialen Medien, wo es einem selbst schon in den Fingern juckt, etwas zu sagen, aber dann doch wieder denkt: "don't feed the troll".)

 

Foto: Frank Getzke
Foto: Frank Getzke
Foto: Jens Henkenius
Foto: Jens Henkenius

 

Wobei man schon fast verstehen kann, warum diese Kommentare kommen

Denn alles, was nicht der Norm entspricht, animiert zum Meinungs-Kundtun.

Schließlich sind "dicke" Menschen in den Medien Mangelware.

("Dick" schreibe ich übrigens bewusst immer in Anführungszeichen, weil für mich jemand mit Größe 42 nicht dick ist, für die Medien aber schon.)

 

"Oooh, wir haben hier übrigens eine Frau, die nicht Kleidergöße 34/36 trägt!

Damit sind wir ja so "innovativ" und "we looove curves". "

 

Genau dieses darauf-herumreiten ist das, was wir als kurvige Frauen nicht lesen wollen.

Wir wollen keine Ausnahme in den Medien sein!

Nichts "Besonderes", nur weil wir die letzten Jahrzehnte jede Frau, die mehr als eine Kleidergröße 38 trägt, aus der Medienwelt verbannt haben!

 

Ich möchte, wenn ich online Kleidung kaufe, nicht differenzieren à la "die Dicken hierher".

Wenn man zum Beispiel in den Online-Shop von Sugarshape schaut, wo ich bevorzugt meine Unterwäsche kaufe, dann sieht man, dass dort jedes Produkt an unterschiedlichen Körperformen gezeigt wird. Und zwar völlig wertfrei. Und sowas finde ich gut!

Foto: Jens Henkenius
Foto: Jens Henkenius
Foto: Jens Henkenius
Foto: Jens Henkenius

 

Natürlich ist eine Fettleibigkeit oder ein ungesundes Übergewicht nicht erstrebenswert und soll auch keinesfalls als "gesund" oder "toll" verkauft werden.

Aber wenn man sich umschaut, Kommentare unter Bildern von kurvigen Frauen liest und dann so etwas wie "du solltest dir lieber mal was anziehen" und "so kann man sich ja wohl gar nicht wohlfühlen", dann stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.
Wer maßt sich bitte an, zu entscheiden, ob ich oder jeder andere dicke oder kurvige Mensch sich wohlfühlen darf?


Ich finde es unglaublich traurig, zu hören "ich trag keine kurze Hose, meine Oberschenkel sind so dick".


Himmel, meine Oberschenkel sind auch dick. Und sie haben Beulen und sie sind blass, weil ich nun mal als einzige in meiner Familie scheinbar die Braun-Werden-Gene nicht bekommen habe!
Und trotzdem laufe ich im Sommer nicht mit einer langen Jeans rum.

Ich schwitze doch nicht für Menschen, die sich eventuell an meinen Beinen stören. Ich bitte euch! :D

Für jemanden, der auch noch meint, ihn stört die Tatsache, dass ich eine kurze Hose trage soll ich mir jetzt eine lange Hose anziehen? Für jemanden, den ich nicht mal kenne und der obendrein auch noch meint, über meinen Köper urteilen zu müssen?

Hallo?!


Achso und ehrlich gesagt ist es noch nie passiert, dass jemand zu mir gekommen ist und gesagt hat: Sorry, du bist so fett, zieh dir mal was anderes an".

Wovor haben wir also Angst?


Viele sind überrascht, wenn ich erzähle, dass ich Größe 42 trage.
"DAS hätte ich jetzt ja gar nicht gedacht, das sieht man dir aber nicht an!"

Was sieht man mir nicht an? Dass in den Köpfen der Leute verankert ist, dass Größe 42 "dick" ist?
Genau das ist nämlich das Problem.

Das Vorurteil.

Foto: Flash Bros
Foto: Flash Bros

Aber es gibt eben nicht nur groß und schlank oder groß und perfekte Sanduhrsilouette.
Es gibt auch klein und dünn und klein und dick und groß und dick und "irgendwie was dazwischen" und verschiedene Körperformen und alle haben ihre eigenen Problemzonen.

 

Dass ich mit 1,77m sowieso schon grundsätzlich immer eine Kleidergröße größer kaufen müsste, (weil mir grundsätzlich immer alles zu kurz ist) als jemand, der 1,60m groß ist, das vergisst man auch schnell.

 

Schaut euch die Promis an: man denkt, perfekter kann man kaum aussehen - und gerade die lassen sich noch ihren halben Körper operieren.

 

Nicht, weil sie nicht wissen, wohin mit dem Geld.

 

Sondern weil sie ihre Nase zu groß, ihren Hintern zu klein, ihre Lippen zu schmal und den Bauch zu unförmig finden.

 

Diese komplette Unperfektion findet in erster Linie nur in unseren Gedanken statt!

Wir sollten also aufhören, uns selbst fertig zu machen. Oder über andere zu urteilen.

Sondern anfangen, uns selbst so schön zu finden, wie andere uns sehen.

 

Wir sehen nämlich, wenn wir in den Spiegel gucken, ersteinmal das vermeindlich unperfekte.

 

Und fremde Menschen? Die werden nicht als erstes sagen: Naja, also diese Haare, die sind schon echt langweilig. Oder?
Fast schon lächerlich, wenn man sich das mal vor Augen hält. ;)

 

Traut euch was! Habt keine Angst!

Macht anderen Komplimente!

Lasst euch nichts vorschreiben!

 

Wir sollten versuchen, die zu ignorieren, die es nicht schaffen, aus ihrem Negativ-Kreislauf auszubrechen und daher ihre Negativität verbreiten müssen.

 

 

Die größe Problemzone ist für manche Menschen eben nicht Bauch, Beine, Po, sondern der Kopf.

 

Und darum sollten wir uns als erstes kümmern.

 

Lasst mich gern eure Meinung zu diesem Thema wissen!

 

 

 

Ganz viel Liebe ♥,

Mandy

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